Hamletmühle
Die Männer des Ensembles „KörperSchafftKlang“ erkundeten gemeinsam in ihrer Stimm-Theater-Performance, in welchen Mühlrädern, -steinen und Getrieben sich der Mann im 21. Jahrhundert verfangen hat.
Eine Stimm-Theater-Performance
Uraufführung am 29. Juni 2011 im Orangerie Theater, Köln
Shakespeares Prinz Hamlet gilt zu Recht als Archetypus des modernen Mannes. Doch man könnte annehmen, wir hätten die Probleme Hamlets heute mehr oder weniger gelöst. Die Regeln für erfolgreiche Entscheidungsfindung und effektives Self-Management sind bekannt und werden in Büchern, Seminaren und Coachings an den Mann – und die Frau – gebracht. Die Psychoanalyse hat uns deutlich gemacht, wie der Geist des Vaters auf die Söhne und ihr Schicksal einwirkt.
Doch trotz dieser Erkenntnisfortschritte hängen die Männer der postpostmodernen Welt noch immer in der Hamletmühle fest. Vielleicht tiefer denn je. Die Hyperaktivität unserer Zeit täuscht kaum darüber hinweg, wie schwer es heute Männern aller Altersstufen fällt, zu eigenen Entscheidungen zu kommen, aus denen ein selbstbestimmtes Handeln erwächst.
Die Männer des Ensembles KörperSchafftKlang stiegen gemeinsam in die Hamletmühle. In ihrer Stimm-Theater-Performance erkundeten sie, in welchen Mühlrädern, -steinen und Getrieben sich der Mann im 21. Jahrhundert verfangen hat. Wie immer bei KörperSchafftKlang, stand dabei die menschliche, respektive die männliche Stimme als Erkundungsmedium im Vordergrund.
In der Performance, die das Ensemble unter der Leitung des Stimmkünstlers Ralf Peters entwarf, hat sich an jedem Abend neu entschieden, welche konkreten Drehungen der Hamletmühle auftauchen und aufeinander folgen. Die Darsteller wussten zwar, was ungefähr auf sie zukommen wird, aber nicht, wann und in welcher Reihenfolge. Allein das voraussehbare Ende ist in Anlehnung an Shakespeares Hamlet, der uns durch die Performance begleitet hat, gesetzt. So wie man selbst in den Mühlen des Alltags nicht vor Überraschungen gefeit ist, hat sich die Hamletmühle für Publikum und Performer bei jeder Aufführung in neuem Ablauf zeigen.
Darsteller: Hans van Almsick, Bernd Blömer,
Winni Heil, Ralf Peters
Performer: Michael Korneffel
Künstlerische Leitung: Ralf Peters
Dramaturgie: Winni Heil
Kostüm und Bühnenbild: Hans van Almsick
Licht: Bernd Blömer, Frank Schulte-Hermann
Eine Produktion von stimmfeld e.V.
Fotos: © Hartmut Schug
Presse
Sein oder Nichtsein?
» […] Statt Rezitationen werden schiefe, weinerlich-krächzende Töne mit melodischem Gesang moderner Popsongs gepaart und immer wieder durch Schleifstein- und Schreddergeräusche entfremdet. Spannend ist die Idee, Szenen eines Führungskräfteseminars einzubetten und den Stoff ins Heute zu holen. […] «
» […] Ein gewagtes lautmalerisches Psychogramm des unentschlossenen Menschen. Absolut gelungen und überaus sehens- und hörenswert. […] «
Romy Weimann, StadtRevue Köln, August 2011
Illusionen zermalmt
» […] gehaucht, geflüstert, gesprochen, gesungen, gekrächzt und geschrien bahnten sich die Laute ihren Weg durch die fragile männliche Hülle. […] «
» […] In Anspielung auf den dänischen Shakespearschen Königssohn stellt ’Die Hamletmühle‘ die Problematik der Entscheidungsfindung als ein überaus verhängnisvolles Leitthema dar. ’Sein oder nicht sein‘ wird zum ’Töten oder nicht töten’, wird zum verhängnisvollen Superstau in den Nervenbahnen der Protagonisten, der die Entwicklung des Individuums am Weiterkommen hindert. […] «
Thomas Dahl, Kölner Wochenspiegel, 03.08.2011
Lauter Zauderer
» […] Im Bestfall ergibt sich ein unerhört gutes akustisches Spektakel, das Hamlets Psychostruktur auf den Mann des 21. Jahrhunderts überträgt. […] «
» […] Es entstehen Geräusche, Laute, Töne. Ein Lied, ein Dialogfragment. Ein Brief. Performt wird solo, im Chor, im vielstimmigen Kanon, während im Hintergrund der Schleifstein knirscht.
Sandra Nuy, choices, Juli 2011
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