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Angeschwemmt

Die Performance erforschte verschiedene Aspekte des Anschwemmens und setzte sie szenisch und stimmlich um. Es gibt auch eine politische Dimension: Menschen flüchten über das Meer, überlassen sich den Wellen und skrupellosen Schleppern, weltweite Flüchtlingsströme, hin und her geworfen oder irgendwo gestrandet.

11. November 2014 im Orangerie Theater, Köln

Idee, Bild und Erinnerungen: Agnes Pollner
Stimme und Handlungen: Agnes Pollner und Ralf Peters

Diese erste Version der Performance erforschte und setzte szenisch und stimmlich verschiedene Aspekte des Anschwemmens um.

Das spezifische Bewegungsmuster, das Anschwemmen, zeigt sich mal träge, mal mitgerissen, kreiselnd, vor und zurück in den Wellen, hin und her geworfen, dann angespült. Die Schwelle oder Übergangszone, wo Treibgut sich ablagert, Reste der Wegwerfgesellschaft, verformte Geschichten.

Die politische Dimension: Menschen flüchten über das Meer, überlassen sich den Wellen und skrupellosen Schleppern, Flüchtende weltweit als Flüchtlingsströme, hin und her geworfen oder irgendwo gestrandet. Dieser Aspekt wird auch gespeist von persönlicher Erfahrung durch die Herkunft aus zwei Flüchtlingsfamilien.

Wir arbeiteten im Schwerpunkt mit der Stimme als Extended Voice und fanden für das Thema mit einfachen Mitteln ausdrucksstarke Bilder und Handlungen.

Mit dieser Performance im spielerisch, assoziativen Stil knüpfte ich an viele Jahre der Erforschung von Stimme, Körper und Geschichten im Raum an. Ich ließ an die Oberfläche treiben, was dort über die Jahre angeschwemmt worden war. Unterschiedliche inhaltliche Stränge, Bilder und Farben verwebten sich in ANGESCHWEMMT, die Ralf und ich stimmlich ausgelotet und in Handlungen umgesetzt haben.

Von drei Hauptfarben wollte ich erzählen: Die Bewegung des Anschwemmens, wenn ein Blatt, ein Papier, eine Plastikflasche von den Wellen hin und her gespült wird, manches Mal kreisend bis zum Stillstand, dann wieder dynamisch vorwärts treibend und dann zurück gesogen. Das Blatt wird bewegt, etwas geschieht ihm. Und doch bewegt sich jedes Blatt auf seine ganz eigene Weise, jedes nimmt seinen eigenen Weg. Das Anschwemmen, die Trägheit der Flüssigkeit und plötzliche Dynamik fand ich auch in meinem Körper wieder, den Organen, dem Blut, das durch mich pulsiert. Und in meinem Denken und Fühlen.

Was bleibt da am Ufer zurück? Reste … Verrottetes oder Unkaputtbares … Spuren … Strukturen … Kompositionen von Objekten, die sonst nie zusammengefunden hätten, alles nur temporär, es zerfällt oder das Wasser trägt es weiter.

Flüchtlingsströme, so viele Menschen auf der Flucht hierhin und dorthin getrieben, dann irgendwo gestrandet. Ich stamme von zwei Flüchtlingsfamilien ab. Weggetrieben werden, entwurzelt sein, gestrandet – alles, was ich habe, muss in einen Koffer passen, Themen mit denen ich aufgewachsen bin.

Eine Produktion von stimmfeld e.V.
Fotos: © Hans van Almsick

Mehr Informationen unter agnes-pollner.de

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