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TOTENKLAGE

Das Kölner Stimm- und Performanceensemble „KörperSchafftKlang“ fragte, was von DaDa, der vielleicht wichtigsten künstlerischen Bewegung des 20. Jahrhunderts, übrig ist. Ein Jahr lang rezitierten sie an verschiedenen Orten das Lautgedicht „Totenklage“ von Hugo Ball.

Zum hundertsten Jahrestag der ”Erfindung“ des DaDa durch die Eröffnung des Cabaret Voltaire in Zürich fragte das Kölner Stimm- und Performanceensemble KörperSchafftKlang, was von DaDa, der vielleicht wichtigsten künstlerischen Bewegung des 20. Jahrhunderts, übrig ist. Wie kann man heute im Geiste des DaDa agieren?

Eine Produktion von stimmfeld e.V.

Acht Stunden lang rezitierten Mitglieder des Ensembles KörperSchafftKlang und Schweizer Kolleg*innen ununterbrochen Hugo Balls Lautgedicht ”Totenklage“.

Mitwirkende: Winni Heil, Karin Leyk, Ralf Peters, Agnes Pollner, An Chen Caspar, Tamara Dübendorfer, Christine Witzemann

Das Projekt wurde realisiert mit freundlicher Unterstützung des Vereins DaDa100Zürich2016.
Dank an das Kunstkiosk am Helmhaus!

Totenklage Zürich 15.12.2015

Eine Rezitationsperformance von Ralf Peters mit dem Lautgedicht ”Totenklage“ von Hugo Ball (im Rahmen der Kunstaktion srmeo)

In den Raunächten steht das Geisterreich offen und die Seelen der Verstorbenen haben Ausgang. So geschah es, dass es bei der ”Totenklage“ Unterstützung aus der Geisterwelt gab.
KStA 29.12.15


Stimm- und Textperformance

Eine ca. zweieinhalbstündige, im Raum inszenierte Performance mit Hugo Balls Lautgedicht ”Totenklage“ an dem Tag genau hundert Jahre nach Eröffnung des Cabaret Voltaire in Zürich.

Mitwirkende: Susanne Dieterich, Winni Heil, Bettina Hesse, Karin Leyk, Ralf Peters, Agnes Pollner, Sabine Scheerer, Christine Witzemann

Fotos: © UJB

Totenklage Hochbunker Köln 5.2.2016

» […] Das Kölner Ensemble KörperSchafftklang bot mit seiner Stimmperformance des Lautgedichts eine lebendige Demonstration der Kraft und Originalität, die dem dekonstruierenden Ansatz der Dada-Bewegung heute noch innewohnt.
Über die Räume des Bunkers verteilt, sangen die acht Stimmkünstler Passagen des Gedichts, in denen man einzelne Umlaute, aber auch verwickelte Lautkombinationen hören konnte. Wie abstrus ein gesungenes ”L“ wirkt, sobald es befreit aus dem Gefüge von Wort, Satz und Sinn alleine klingen darf!
Die Besucher wandern durch das verschachtelte Raumgefüge, lauschen hier und dort den Solostimmen. Bizarre Kombinationen ergeben sich, wenn die Ensemble-Mitglieder ihre Positionen wechseln oder plötzlich zwei in einem Raum mit- oder gegeneinander singen. Die Zuschauer sitzen auch auf der zentralen Flurachse, beobachten die Wechsel der Sänger und bekommen die Einzelstimmen geboten, die aus der Nähe oder aus entfernten Räumen zu einer melodischen Kakophonie zusammenfinden.
Der Versuch, das Lautgedicht in eine Installation zu übertragen, erweist sich als genialer Ansatz, der den Dada-Gedanken raffiniert aufnimmt. Die Klänge lassen sich nach Belieben zusammensetzen. Es ist ein kulinarisches Vergnügen, sie so klar hören zu können.
Klang wird als Raumphänomen spürbar, wobei sich die Akustik des Bunkers erstaunlich bewährt. Humor und Melancholie, die Essenzen von Hugo Balls ”Totenklage“, verschränken sich dabei auf wundervolle Weise. «
Thomas Linden, Kölnische Rundschau, 10.02.2016

Gefördert von


In der Performance wird das Lautgedicht ”Totenklage“ von Hugo Ball in vielfältigen Variationen – und an verschiedenen Orten im Treppenhaus – gesprochen, gesungen, rezitiert, deklamiert und getönt. Dabei entsteht eine bewegliche Klangskulptur, in der die „Totenklage“ eine ganz eigenartige Wirkung entfaltet.

Mitwirkende: Hans van Almsick, Susanne Dieterich, Winni Heil, Bettina Hesse, Karin Leyk, Ralf Peters, Agnes Pollner, Sabine Scheerer, Christine Witzemann

Mehr auf der Website der Hugo-Ball-Gesellschaft


Stimm- und Textperformance

Die Performance mit dem Lautgedicht ”Totenklage“ von Hugo Ball fand im Rahmen der Venice International Performance Art Week statt, zu der das Ensemble KörperSchafftKlang eingeladen war.

Mitwirkende: Hans van Almsick, Winni Heil, Bettina Hesse, Karin Leyk, Ralf Peters, Agnes Pollner, Sabine Scheerer, Christine Witzemann

Fotos: © Lorenza Cini

Mehr Informationen zu unseren Arbeiten während der Venice International Performance Art Week unter der Projektseite fragile voices.


Nach einem aufregenden Jahr mit Performances in Köln, Zürich, Pirmasens und Venedig zeigte das Stimm- und Performanceensemble KörperSchafftKlang zum letzten Mal die „Totenklage“. Das Ensemble wollte eine Antwort auf die Frage geben, was von DaDa, der vielleicht wichtigsten künstlerischen Bewegung des 20. Jahrhunderts, übrig ist. Wie kann man heute
im Geiste des DaDa agieren?

Fotos: © UJB


Ralf Peters zeigte die TOTENKLAGE im Königlichen Museum der Schönen Künste in Brüssel im Rahmen der Ausstellung Berlin 1912 bis 1932.

Totenklage Brüssel 2019

Balls ”Totenklage“ stellt in seiner Verweigerung aller üblichen Sinn- und Wertezusammenhänge noch immer eine der radikalsten künstlerischen Reaktionen auf weltpolitischen Wahnwitz dar – ein Wahnsinn, der sich auch nicht scheute, sich auf Vernunft, Gott, oder andere hehre Werte zu berufen. Darin ist die ”Totenklage“ heute so aktuell wie zur Zeit der Entstehung im 1. Weltkrieg.

So sehr noch immer Kriege, Unterdrückung, Raubbau an der Natur mit vermeintlich großen und übergeordneten Werten gerechtfertigt werden, so sehr sind die modernen Gesellschaften selbst heute durch und durch DaDa. Den Sinnzusammenhang, gegen den DaDa rebellierte, gibt es nicht mehr.

DaDa heute kann nicht mehr sensationell, verrückt und bunt sein. Heute muss sich DaDa dem verweigern, was es selbst mit hervorgebracht hat. Deshalb suchen wir den Geist des DaDa in Reduktion und Repetition.

Formendes Prinzip ist dabei u.a. der Sprechgesang in seinen verschiedenen Versionen, wie er in diversen religiösen Traditionen praktiziert wurde und wird. Hugo Ball hat sich für seine Rezitationen der Lautgedichte bekanntlich explizit auf das katholische Psalmodieren berufen.

”Die Ruminatio führt vom bloßen Nachdenken, vom Sich-Festklammern an einzelne Wörter und Formulierungen weg. Die Gebete werden so lange gekaut, bis sie für die betende Person nicht mehr etwas Äußerliches sind, sondern diese von innen prägen.“
Josef Anton Willa: “Seele des Wortes” – Die Stimme im Gottesdienst, in: Gerhards/Schneider (Hg.): Der Gottesdienst und seine Musik Bd.1, S. 70

”Um die Poesie richtig zu genießen, muss man sie psalmodieren und sich in sie hineinversenken, muss man ihren Sinn auskosten und ihn sorgfältig kauen, um ihren Geschmack wahrzunehmen. […] Es ist angebracht, das Gedicht viele Male zu psalmodieren, und erst dann kann man die Noten lesen; nachdem man die Noten gelesen hat, soll man das Gedicht erneut viele Male psalmodieren, damit sich der Sinn ganz natürlich auflöst und uns durchtränkt – erst dann beginnt man, das Gedicht zu verstehen.“
Zhu Xi (12. Jhdt.), zit. nach F. Jullien: Umweg und Zugang, Wien 2000, S. 191

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