ANGESCHWEMMT
Stimmperformance im inszenierten Raum
Diese erste Version der Performance erforscht und setzt szenisch und stimmlich verschiedene Aspekte des
Anschwemmens um.
Das spezifische Bewegungsmuster, das Anschwemmen, zeigt sich mal träge, mal mitgerissen,
kreiselnd, vor und zurück in den Wellen, hin und her geworfen, dann angespült.
Die Schwelle oder Übergangszone, wo Treibgut sich ablagert, Reste der Wegwerfgesellschaft,
verformte Geschichten.
Die politische Dimension: Menschen flüchten über das Meer, überlassen sich den Wellen
und skrupellosen Schleppern, Flüchtende weltweit als Flüchtlingströme, hin und her geworfen
oder irgendwo gestrandet. Dieser Aspekt wird auch gespeist von persönlicher Erfahrung durch die
Herkunft aus zwei Flüchtlingsfamilien.
Wir arbeiten im Schwerpunkt mit der Stimme als Extended Voice und finden für das Thema mit
einfachen Mitteln ausdrucksstarke Bilder und Handlungen.
Mit dieser Performance im spielerisch, assoziativen Stil knüpfe ich an viele Jahre der
Erforschung von Stimme, Körper und Geschichten im Raum an. Ich lasse an die Oberfläche
treiben, was dort über die Jahre angeschwemmt wurde. Unterschiedliche inhaltliche Stränge,
Bilder und Farben verweben sich in ANGESCHWEMMT, die Ralf und ich stimmlich ausloten und in
Handlungen umsetzen werden.
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Von drei Hauptfarben möchte ich erzählen:
Die Bewegung des Anschwemmens,wenn ein Blatt, ein Papier, eine Plastikflasche von den Wellen hin
und her gespült wird, manches Mal kreisend bis zum Stillstand, dann wieder dynamisch
vorwärts treibend und dann zurück gesogen. Das Blatt wird bewegt, etwas geschieht ihm.
Und doch bewegt sich jedes Blatt auf seine ganz eigene Weise, jedes nimmt seinen eigenen Weg.
Das Anschwemmen, die Trägheit der Flüssigkeit und plötzliche Dynamik finde ich auch
in meinem Körper wieder, den Organen, dem Blut, das durch mich pulsiert. Und in meinem Denken
und Fühlen.
Was bleibt da am Ufer zurück?Reste ... Verrottetes oder Unkaputtbares ... Spuren ...
Strukturen ... Kompositionen von Objekten, die sonst nie zusammengefunden hätten, alles nur
temporär, es zerfällt oder das Wasser trägt es weiter.
Flüchtlingsströme,so viele Menschen auf der Flucht hierhin und dorthin getrieben,
dann irgendwo gestrandet. Ich stamme von zwei Flüchtlingsfamilien ab. Weggetrieben werden,
entwurzelt sein, gestrandet – alles, was ich habe, muss in einen Koffer passen,
Themen mit denen ich aufgewachsen bin.
Idee, Bild und Erinnerungen: Agnes Pollner
Stimme und Handlungen: Agnes Pollner und Ralf Peters
11. November 2014 I Orangerie-Theater I Köln
Eine Produktion von stimmfeld e.V.
Fotos: © Hans van Almsick
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